Streuobstwiese anlegen und pflegen
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Sie haben eine Fläche, die Sie zur Streuobstwiese umwandeln möchten? Wunderbar, denn Streuobstwiesen bereichern nicht nur unsere Kulturlandschaft, sie tragen auch wesentlich zum Umweltschutz bei.
Leider eignet sich nicht jede Fläche für eine solche Streuobstwiese. Achten Sie auf eine Wiese mit einer Ausrichtung zum Süden oder Westen. Zudem sollten starke Steillagen gemieden werden. Hier ist die Pflege und die Ernte absolut unmöglich. Ab einer Steigung von 40 % macht eine Bewirtschaftung durch eine Streuobstwiese keinen Sinn.
Ein weiterer Faktor ist die Höhenlage. Ein erfolgreicher Obstanbau ist in Deutschland und Österreich bis zu einer Höhe von 700 Metern über dem Meeresspiegel möglich. Ab dieser Grenze funktionieren nur noch die härtesten Obstarten und deren Sorten. Zudem erfolgt dann die Ernte bereits sehr unregelmäßig.
Der letzte Faktor für einen guten Standort ist die Fruchtfolge. Damit meinen wir, was vorher auf der Fläche angebaut wurde. Wenn es sich vorher um einen Acker oder eine Wiese gehandelt hat, ist dies kein Problem. Pflanzen Sie aber keine Obstbäume auf einer Fläche, auf der vorher bereits Obstbäume gestanden haben. Hier schleichen sich Bodenmüdigkeit und bodenbürtige Krankheiten wie Pilze und Nematoden ein.
Pflanzmaterial
Als Pflanzmaterial verstehen wir das Ausgangsmaterial für die Pflanzung. Für Streuobstwiesen benötigen wir ausschließlich Halbstämme und Hochstämme. Der Unterschied dieser beiden Verkaufsqualitäten liegt in der Stammhöhe. Ein Halbstamm bietet eine Stammhöhe von 120 cm und ein Hochstamm von 160 cm. Für eine Streuobstwiese eignet sich in der Regel ein Hochstamm besser, da Sie so viel leichter unter den Stämmen mähen können. Buschbäume mit einer Stammhöhe von 40 bis 70 cm eignen sich nicht für eine Streuobstwiese, sondern nur für den Hausgarten.
Halb- und Hochstämme werden immer auf eine Sämlingsunterlage veredelt. Diese Sämlingsunterlage ist nicht nur sehr robust, sondern gibt dem Baum die Wuchsstärke, um später einmal ein großer Obstbaum mit einer Wuchshöhe von ca. 5 bis 10 Meter, je nach Obstart, zu werden. Halb- und Hochstämme werden gleich hoch, der Unterschied liegt lediglich in der Stammhöhe.
Dadurch, dass wir für eine Streuobstwiese ausschließlich Halb- und Hochstämme verwenden können, sind wir in der Auswahl etwas eingeschränkt. Folgende Obstarten können Sie in einer Streuobstwiese kultivieren: Apfel, Birne, Zwetschge, Pflaume, Mirabelle, Reneclaude, Sauerkirsche, Süßkirsche, Speierling, Elsbeere, Edelkastanie, Walnuss und Schwarznuss. Insgesamt haben wir zwar eine eingeschränkte, jedoch eine ausreichende Auswahl, um viele verschiedene Früchte genießen und kultivieren zu können.
Nur Zwetschen, Pflaumen und Reneclauden sind selbstbefruchtend. Hier würde es ausreichen, wenn Sie nur eine Sorte einsetzen. Alle anderen Obstarten benötigen immer einen Befruchter, um einen Ertrag zu bilden. Pflanzen Sie also immer mindestens zwei verschiedene Sorten pro Obstart ein.
Pflanzabstände
Hier kommen wir zu einem ganz wichtigen Thema. Es ist vollkommen klar, dass man möglichst viele Bäume auf der betreffenden Streuobstwiese einplanen möcht. Doch wenn die Abstände zu eng sind, dann wachsen die Kronen ineinander. Es entsteht eine Konkurrenz um das Licht. Die Bäume würden nur noch in das Triebwachstum gehen und die Frucht- und Blütenproduktion völlig vernachlässigen.
Planen Sie immer einen Abstand von mindestens 5 Metern von Baum zu Baum ein. So können sich die einzelnen Kronen ideal entwickeln. Wichtig ist nämlich, dass die Bäume ihre Äste möglichst waagerecht ausbilden können, denn nur an waagerechten Ästen bildet sich Fruchtholz.
Achten Sie aber nicht nur auf den Abstand von Baum zu Baum, sondern auch auf den Abstand zur Grenze. Die Bäume dürfen nicht über die Grenze hinausragen, denn sonst fallen Obst und Blätter auf die Straße, den Feldweg oder das Nachbargrundstück. Das bringt nur Ärger mit allen Beteiligten. Halten Sie also zur Grenze immer einen Abstand von mindestens drei Metern. So sollte nichts mehr passieren und Sie können sich in Ruhe auf die Pflege Ihrer Streuobstwiese konzentrieren.
Bodenvorbereitung
Je besser der Boden vorbereitet wird, desto besser und schneller wächst Ihr Obstbaum auch an. Kein Angst, die Bodenvorbereitung ist nicht schwer. Graben Sie ein Loch, welches mindestens 40 cm breit und auch genauso tief ist. Das ermöglicht der Pflanze einen besonders lockeren Boden für den Start.
Durchmischen Sie den Aushub mit Sand und Kompost. So wird der Boden noch lockerer und vor allem fruchtbarer. Im Kompost sind viele Nährstoffe enthalten und der Boden bekommt mehr Bodenleben durch positive Mikroorganismen und Kleintiere. Darüber hinaus hält ein mit Kompost versetzter Boden das Wasser und die Feuchtigkeit sehr viel besser. Wenn Sie noch keinen gewachsenen Kompost haben, dann verwenden Sie Blumenerde oder Pflanzerde vom Fachhandel. Mischen Sie außerdem ein Präparat mit Mykorrhizapilzen in den Aushub. Die Pilzsporen verbinden sich mit den Faserwurzeln und gehen eine Lebensgemeinschaft mit den Obstbäumen ein. Die Wurzelmasse vermehrt sich so um mehr als das Doppelte. Der Baum wird so viel ertragreicher und gesünder.
Pflanzung
Die wichtigste Regel bei der Obstbaumpflanzung ist, dass die Veredelungsstelle immer unbedingt aus dem Boden herausschauen muss! Wenn Sie die Veredelungsstelle mit eingraben, dann treibt der veredelte Teil oberhalb der Veredelungsstelle seine eigenen Wurzeln aus. So wird die Unterlage abgestoßen und die Pflanze verliert alle positiven Eigenschaften der Unterlage. Im schlimmsten Fall stirbt sogar die gesamte Pflanze ab. Sie finden die Veredelungsstelle ca. 20 cm oberhalb des Wurzelhalses. Es ist eine deutlich sichtbare Verdickung. Schauen Sie darauf, dass diese Veredelungsstelle immer mindestens zwei bis drei cm aus dem Boden schaut.
Wenn das Pflanzloch gefüllt ist, dann drücken Sie die Erde leicht an. Das gibt den Wurzeln einen satten Bodenschluss. Treten Sie aber nicht zu stark mit den Füßen an. Der Boden darf keinesfalls gestampft werden. Das ergibt eine Bodenverdichtung und die Wurzeln können sich nicht mehr entwickeln. Häufeln Sie einen Gießrand von ca. 5 cm Höhe um den Obstbaum an. So können Sie kräftig gießen, ohne dass das Wasser gleich ablaufen kann.
Jetzt sollten Sie noch einen ca. 2 Meter hohen Pfahl zu einem Drittel in den Boden schlagen. So hat dieser einen sicheren Stand. Befestigen Sie den Obstbaum mit einem Achterknoten am Stamm an den Pfahl. Verwenden Sie bitte keinen Draht oder eine dünne Schnur, denn diese würgt den Baum förmlich ab. Verwenden Sie weiches Kokosgarn. Dieses erhalten Sie zu einem sehr günstigen Preis in jedem gut sortierten Fachhandel.
Zu guter Letzt muss jetzt noch kräftig angegossen werden. Sparen Sie hier nicht mit dem Wasser. Der Baum muss kräftig eingeschlämmt werden.
Bewässerung
Während der Anwachsphase muss der Baum immer gut mit Wasser versorgt werden. Die Anwachsphase dauert 3 bis 4 Jahre an. Gießen Sie den Baum jeden Tag, vor allem bei heißem Wetter. Obstbäume benötigen zu dieser Zeit sehr viel Wasser. Nach der Anwachsphase sind die Wurzeln bereits so tief in der Erde verankert, dass der Baum sich selbst mit Wasser versorgen kann und keine weiteren Wassergaben benötigt.
Pflanzenschutz und Pflege
In der Jugend ist der Obstbaum noch geschwächt, da der Akklimatisierungsvorgang auf der neuen Fläche sehr viel Kraft in Anspruch nimmt. Anfangs treten daher noch häufiger Pilzkrankheiten und Schädlinge auf. Zu den typischen Anfangskrankheiten gehören Mehltau und Blattlausbefall. Je älter die Pflanzen werden, desto weniger werden diese von Krankheiten befallen.
Als wichtigste Krankheiten sind Schorf, Monilia, Birnengitterrost und Madenbefall zu nennen. Gegen die Pilzkrankheiten helfen Pflanzenstärkungsmittel. Diese müssen Sie bereits im Februar anwenden und alle vier Wochen bis zur Ernte ausbringen. So kommen Sie dem Ausbruch dieser Krankheiten zuvor.
Madenbefall können Sie mit einem Obstmadengürtel und dem dazugehörenden Leim begegnen. Zur richtigen Zeit ausgebracht, bleiben die Maden am Gürtel kleben. Jeder Schädling hat eine andere Hauptzeit, in der sich die Maden vom Boden in die Krone begeben. Informationen hierzu finden Sie auf der Packung des Fanggürtels.
Zur Pflege gehört auch der regelmäßige Obstbaumschnitt. Hier ist besonders wichtig, dass Sie die Kronen licht halten. Schneiden Sie die Bäume nicht zu stark zurück. Lassen Sie also die Seitentriebe ruhig in die Breite wachsen. Diese müssen nicht eingekürzt werden. Achten Sie bei der Spitze nur darauf, dass Sie Zwiesel entfernen. Ein Zwiesel ist eine Doppelspitze mit zwei gleichstanden Trieben. Entfernen Sie hier einen von zwei Trieben. Der übrige Spitzen- oder Leittrieb muss aber dann nicht mehr gekürzt werden. Schauen Sie immer in die Mitte der Krone. Triebe, welche nach oben oder innen in die Krone wachsen, müssen entfernt werden. Mehr müssen Sie gar nicht schneiden. Merken Sie sich immer den Grundsatz: je mehr Sie entfernen, desto mehr Wassertriebe werden Sie ernten.
Nutzen für Mensch und Tier
Streuobstwiesen ermöglichen eine große Fülle an Möglichkeiten für den Anbauer und auch unsere Umwelt und die Tiere. Wir können nicht nur die Früchte ernten, sondern auch das Weidevieh in den Streuobstwiesen halten. In Streuobstwiesen sind so die Haltung von Rinder, Pferden, Schafe, Ziegen, aber auch von Gänsen möglich. Im Schatten können sich die Tiere ausruhen und vor der Hitze schützen.
Bedrohte Wildvögel wie Eulen finden begehrte Nistplätze und können auf Mäusejagd gehen. Viele Fledermausarten finden ebenfalls Unterschlupf in den großkronigen Bäumen. Diese geflügelten Helfer halten uns die Insekten und Schädlinge vom Hals. Singvögel wie Meisen, Rotschwänze, Zaunkönig und viele weitere finden ebenfalls einen ganz neuen Lebensraum.
Nicht zu vergessen, ist die immense Nektarquelle für die Bienen, Hummeln und andere bestäubende Insekten. Sie können mit Imkern zusammenarbeiten oder eine eigene Imkerei führen. Nach der Obstbaumblüte finden Ihre Bienen noch genügend Wildblumen in der Wiese zwischen den Obstbäumen.
Förderungen und Möglichkeiten für den Betreiber und Nutzung des Ertrags
Auf Grund des hohen ökologischen Nutzens werden Streuobstwiesen vom Land und vom Bund in verschiedenen Programmen gefördert. Sie können sich dabei auf Ihrem Rathaus informieren, denn die Förderungen sind pro Bundesland verschieden.
Sie können Ihre Streuobstwiese auch vollkommen biologisch betreiben. Wenn Sie diese als biologische Produktion anmelden, bekommen Sie einen weit besseren Preis für das Mostobst.
Der Nutzen für den Betreiber hört nicht beim Tafel- oder Mostobst auf. Aus den verschiedenen Obstarten lassen sich Apfelmuss, Most, Wein, Marmelade, Saft, Gelee, Kuchen, Likör, Schnaps, Nüsse für den Frischverzehr oder für das Müsli herstellen. Das und noch viele weitere Möglichkeiten bietet Ihnen das betreiben einer Streuobstwiese.
Nicht zu vergessen ist der Nutzen für den Menschen selbst, denn eine Streuobstwiese ist ein tolles und erfüllendes Hobby und ein ruhiger Rückzugsort, um den Alltagsstress zu vergessen.